KinHin

 

Eile, Zeitdruck, Zeitmangel, Stress, Hetze, Hast und Geschwindigkeit und die damit einhergehende Veränderung der Allgemeinen wie der Selbstwahrnehmung sind Symptome unserer industrialisierten Gesellschaft. Wie finden Sie zurück zur Ruhe und zu sich selbst? In dem kleinen Film oben ist zu sehen, wie Zen-Mönche im Menschentrubel die Ruhe und innere Haltung bewahren. Im Getümmel der Stadt, allen Ablenkungen trotzend die innere Mitte zu waren, ist eine Übung für Fortgeschrittene und Mönche. Wir (keine Mönche) üben zunächst an Orten, die uns ermöglichen, die Mitte zu finden und darin die Balance. Kommt und probiert es aus. Das ist ein sehr gutes Mittel, um zu sich selbst zurück, die Mitte zufinden.

Meditatives Gehen – KinHin – ist einfach und wunderbar!

Es ist ein anderes Gehen, wenn der Bewegungsrhythmus atembestimmt, langsam geschieht, wenn die Verlangsamung Balance fordert und wenn wir so den Boden unter den Füssen wieder fühlen. Es hat eine erstaunliche Wirkung jeden Schritt mit einer entspannten Ausatmung zu verbinden. So wird der Weg als Ziel verwirklicht. Das Gehen entfaltet verblüffende Bewusstseinsänderungen.

Wer sich wirklich achtsam beobachtet, wird im Alltag schnell entdecken, dass die Weise wie wir gehen von der Art des Ziels, vom Motiv das uns antreibt, geprägt ist. Das zwischen Start und Ziel Befindliche wird so zweitrangig. Interessanterweise handelt es sich dabei aber um Lebenszeit in Lebensräumen. Sich auf natürliche Weise durch überhitzte, urbane Straßenschluchten zu bewegen, die nach Abgasen stinken, ist nicht erfreulich. Von lautstarker Hektik erfüllt werden sie auch zunehmend gefährlicher und das treibt zur Eile, wenn Erledigungen drängen. Heute wirkt das Streben nach Zeitersparnis auf die Art wie wir uns Fortbewegen. Langsamkeit kostet Zeit und Zeit ist Geld. So wurde das Lebenstempo zum Glaubensbekenntnis der Moderne.

Die Achtsamkeit stetig erneuernd mit den natürlichen Rhythmen der Atmung zu verbinden. Die Balance der Schritte in Atembewegungen  wiegend, verschmelzt das Geschehen mit der Langsamkeit. Es entzieht den abschweifenden Gedanken und fernen Vorstellungen Energie und wirkt so wundersam beruhigend. Das Hier und Jetzt wird als Ort der Kraft und Ruhe erlebbar. Übrigens hats Buddha erfunden, um in den Meditationspausen den Kreislauf einfühlsam anzuregen.

Lebensenergie und Lebenszeit im Tausch gegen Erfüllung von Wertvorstellungen ist, was Reich oder Arm macht. Vorstellungen sind austauschbar. Lebenszeit und Lebensenergie nicht, weil sie einzigartig als echte Währung unseren Lebensweg stetig begleiten. Menschen, die ihre Leistungsfähigkeit übermäßig materialisieren oder vergeistigen, verlieren schnell den Blick auf das Ganze. Sie haben keine Zeit, leiden unter Energiemangel, fühlen sich durch ständigen Leistungsdruck durchs Leben getrieben und sind für Krankheiten anfällig. Die Bedeutung des Wortes Reichtum ist variabel. Wenn wir uns wohlfühlen, gesund und zufrieden sein wollen, würde ich das Wohlstand nennen und genau auf die Zutaten dessen achten, woraus er besteht. Das ist von Fähigkeiten wie Besinnung und Achtsamkeit abhängig , die mit Eile und Geschwindigkeit schwer vereinbar sind.

Leistungssport wie Sprinten, Fahrrad-, Motorrad und Autorennen fördern den Rausch der Geschwindigkeit. Die Verherrlichung durch Medien und die dargebotenen Preisgewinne erheben Geschwindigkeit zum Kult. Besser sein als andere und immer noch besser werden. Das vermittelt Gewinnern Anerkennung und treibt das Wirtschaftswachstum voran, aber es produziert zu viele Verlierer. Geschwindigkeit verändert massiv die Wahrnehmung! Die Selbstwahrnehmung wird flüchtiger und das fordert Opfer, sei es durch Krankheit oder Unfälle.

Wir haben dem etwas entgegenzustellen, das auf natürliche Weise den Entfremdungen der Epoche entgegen  wirkt. Probier es einfach aus. Es kostet nichts und wirkt nach 20 Metern sanft beruhigend und heilsam wie ein Lächeln oder Streicheln der Seele.  Probiers aus!

 

Zen-Mönch in Tokio mit Bettelschale


Die Praxis der KinHin Übung

Ausgehend von der normalen Atmung erfolgt dabei jeder Schritt langsam wie achtsam mit entspannter Ausatmung. Die Atmung soll nicht beeinflusst werden. Das könnte Schwindel oder ähnliche Probleme verursachen. Der Rhythmuswechsel von eilender Zielstrebigkeit zum natürlichen Takt in Puls und Atmung benötigt gelassene Achtsamkeit. Folge der Atmung und nicht der Gedankenflut dann kommst du dir selbst Schritt für Schritt näher. Es geht darum, abseits unserer Vorstellungen den Fluss der Lebensenergie zu erspüren. Den unsichtbaren Käfig kulturbedingter Entfremdungen können wir verstehen, wenn wir unser Bewusstsein besser kennenlernen. Wie?

Der Geist webt aus Erlebtem, Erlerntem oder kurz aus Erinnerungen einen Teppich aus Projektionen und Vorstellungen zur sicheren Beherrschbarkeit der Zukunft. Sicherheit hat in der Bewusstseinsbildung eine hohe Priorität. Deshalb steht uns dieser Prozess allzu oft näher als das real gegenwärtig Wirkende. Es wird mit diesen geistigen Prozessen überlagert und das Gedachte erscheint so realer als das Gegenwärtige sein.

Genau das erleben wir mit unserer Atmung, wenn wir sie ohne Einflussnahme beobachten sollen. Im Inneren wirkt das autonome Nervensystem mit Impulsen, die selbst während einer Ohnmacht die Atmung fortsetzen. Also einerseits ein autonomes Geschehen ohne willentlichen Einfluss, aber andererseits können wir doch Einfluss nehmen.Die Atmung bietet so eine Brücke zwischen Bewusstem und Unterbewusstem. Wir können bestimmen, ob wir tiefer Atmen, den Atem anhalten, schnell oder langsam atmen, aber dies alles geschieht nur in einem Toleranzbereich, den unsere Natur vorgibt.  Jenseits einiger anderer Einflussoptionen passiert nun etwas Interessantes, wenn wir beginnen den Atem zu beobachten. Da wird schlicht Gelassenheit erwartet, aber im Moment, wo wir den Atem erspüren, setzt bei den meisten Menschen eine Einflussnahme und Vertiefung ein, die bis zu Schwindelgefühlen führen kann. Das sagt einiges über das Verhältnis des Beobachters zu seiner Atmung. Genau gesagt biegen sich hier die Balken vor lauter Einflussnahme auf die Atmung. Klären wir doch einmal an einem Beispiel wie hoch der Sauerstoffbedarf ist, den die Atmung in entspannter Situation gewöhnlich deckt. So verstehen wir besser warum wir beim KinHin nicht tiefer Atmen oder gar keinen Einfluß auf das Geschehen nehmen müssen.

1 Liter Atemluft enthält ca. 200,00 ml Sauerstoff
Sauerstoffausbeutung in Ruheatmung =     25,00 % Sauerstoff
Vital – Lungenvolumen =    65,00 ml pro kg Körpergewicht
Sauerstoffbedarf (Männlich ca.) =      3,50 ml/kg/min
Sauerstoffbedarf (Weiblich ca.) =      3,15 ml/kg/min

Ein entspannter Mann mit 80 kg Körpergewicht hat pro Minute einen Sauerstoffbedarf von 280 ml. Bei 80 kg Körpergewicht würde sein Vital-Lungenvolumen ca. 5,2 Liter betragen. Wenn er mit einem tiefen Atemzug 1040 ml Sauerstoff einatmet aber die Sauerstoffausbeute nur bei durchschnittlich 25% liegt, würde er wieder 780 ml Sauerstoff ausatmen. Trotzdem währe die restliche Sauerstoffmenge von  260 ml  mit dem tiefen Atemzug fast genug, um den Rest der Minute ohne weitere Atemzüge auszukommen.

Tiefste Atemzüge entsprechen nicht unserer entspannten Spontanatmung, sondern eher einer sportlichen Leistung. Wenn der Atemstrom entspannt, gänzlich frei von Einflüssen des Willens, spontan und ausschließlich durch autonome Nervenimpulse gesteuert wird, ist es ungefähr ein halber Liter Luft der pro Atemzug bewegt wird. Bei KinHin benötigen wir in unserem Beispiel ca. 6 Liter Atemluft pro Minute. Mit 80 kg Körpergewicht sind  pro Minute annähernd 12 Atemzüge, mit einem Atemhub von 0.5 Litern nötig, um den Sauerstoffbedarf zu decken.

Wenn Schwindelgefühle zu auftreten, bekommt der Körper also mehr Sauerstoff als nötig. Das bedeutet dann für die KinHin Praxis das jemand die einflußfreie Beobachtung der Atmung noch nicht beherrscht. Es gibt im Yoga eine Übung, die verdeutlicht wo wir uns im Entwicklungsprozess der Gelassenheit befinden. Es ist Kevala Kubhaka aber das sei hier nur erwähnt, weil wir unserer eigenen Atemnatur nicht näher kommen, wenn wir die gelassene Selbstbeobachtung nicht beherrschen. Selbstwahrnehmung ist und bleibt ein fundamentaler Teil des Weges zu unserer eigenen Natur, die hochkultivierten Menschen allzu oft fremd ist. So entsteht zum KinHin oft die jahrtausende alte Frage: Wer bin ich?

In unserer Atmung wirken auch Emotionen, die mit ihr so eng verbunden sind, das sie die Atmung beschleunigen oder verlangsamen können. Das geschieht ebenfalls weitgehend unbewusst statt und es benötigt tiefe Selbststudien, die das langsam erschließen. Vieles von dem, was hier in wenigen Minuten überflogen wird, braucht Monate wenn nicht Jahre Selbsterfahrung und KinHin ist ein Mittel auf diesem Weg zum Verständnis, wer wir wirklich sind.

Bis dahin Schau vor dir auf den Boden und lasse dich nicht vom Geschehen vor oder hinter dir Ablenken. Wir entziehen den besitzergreifenden Gedanken ihre Energie in dem wir den Fokus der Achtsamkeit geduldig, wie unermüdlich auf den Atem und die Balance unserer Schritte richten. Wenn du vor dir auf den Boden schaust, wird deine Ablenkung seltener und die achtsame Balance dichter. Gegenwärtigkeit mündet so verlangsamt in bewusster Gelassenheit, die im lebenden Pendel eigener Atmung schwingt.

Nadananda

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Organaisatorisches
Die Teilnehmerzahl sollte 30 Personen nicht überschreiten. Die Teilnehmer/innen werden,  im zwei Meter Abstand voneinander auf Punkten der Kreislinie platziert.  Der zwei Meter Abstand zueinander, soll beim langsamen Gehen nicht unterschritten werden. Zur Not kann durch größere Entfernung vom Kreis der Abstand zueinander korrigiert werden.

(Kreisberechnung   u = 2 x 3,14 x r = x meter             ( x / 2m = Personen im Kreis)).

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Sucht Orte wo ihr alleine oder mit Freunden/Innen ungestört gehen könnt. Auf Feldwegen und Parks in den Morgen oder Abendstunden bleibt man ungestört. Übrigens die meisten Menschen gehen vorüber als wäre man nicht da. Wer gegen Störungen immun ist, kann natürlich (wie der Mönch) überall üben.

KinHin fördert Gelassenheit und entspannten Umgang mit Menschen.