Wie können Atem- und Entspannungstechniken unsere Lebensqualität bis ins hohe Alter verbessern?

Mit unserer Atmung haben wir interessante physische Einflussmöglichkeiten auf den gesamten Organismus. Seit tausenden Jahren haben Menschen am Fuß und in den Bergen des Himalaja sich an den Sauerstoffgehalt ihrer Atemluft anpassen müssen. Oben am Berg ist die Luft sauerstoffärmer, was Blutgefäße verengen kann und Sauerstoffmangel verursacht. Menschen können sich durch Weitung der Blutgefäße, schnellere Atmung und Zunahme von Hämoglobin im Blut bis zu einem gewissen Grad anpassen. Dies benötigt Zeit oder auch Atemtechniken, die in Indien als Pranayama bekannt sind.

Bei Mensch und Tier steht Sauerstoffaufnahme und die Ausatmung von Kohlendioxid in direktem Verhältnis zum Zellstoffwechsel. Wir atmen durchschnittlich 21 600 Mal am Tag ein und aus. Es gibt in der Natur aber Atemintervalle mit größeren Abständen. Wale atmen nach ca. 15 Minuten an der Wasseroberfläche und tauchen dann wieder ab. Auftauchend ist ihr Blut-Sauerstoffgehalt erheblich gesunken. Das wiederholen sie täglich bis zu 100-mal. Schildkröten können länger als eine Stunde lang ohne Atmung tauchen. Sie passen den Stoffwechsel dem Sauerstoffbedarf an. Manche ihrer Art leben 270 Jahre. Ein Grönlandhai schaffte 500 Jahre. Ist die Pulsfrequenz niedrig, reduzierte das auch den Stoffwechsel und verlangsamt so das Altern. Das menschliche Herz schlägt mit entspanntem Organismus langsamer. Bei einer Verlangsamung der Atmung, die gleichzeitig die Sauerstoffversorgung der Zellen beeinflusst, gerät der Organismus in einen Regenerationsmodus.

Yoga-Praktiken ermöglichen mit Entspannungshilfen eine Beruhigung der Herzfrequenz und durch Yoga-Atemtechniken die Sauerstoffdosierung. Das beeinflusst den Stoffwechsel und verbessert die Energieaufnahme. Das kann gelernt werden und führt zur nötigen Sensibilität und Geduld.

Meine 30 Jahre Unterrichtserfahrung bietet individuelle Anleitung hilfreicher Yoga-Atemintervalle. Sie basiert auf traditionellen Yoga-Techniken und stichprobenartigen SpO2 Messungen, wobei auch die Herzfrequenzvariabilität anschaulich wird. Das klärt die Ausgangssituation und zeigt, wann Lernende selbstständig ihr Energieniveau beeinflussen können.

Messbeispiel auf Folgeseite.

Es hat ein wenig gedauert, aber einige Anbieter meinen heute mit der IHHT (Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie) auch so weit zu sein. Oft verweisen Webseiten zu IHHT auf das im Sport bekannte Höhentraining und die damit verbundene Leistungssteigerung. Die Therapie erfolgt hingegen ohne Training – meist im Liegen und die Intervalle der Sauerstoffzuführung sind nicht mit der kontinuierlichen Sauerstoffsituation beim Höhentraining vergleichbar.

Das ist jedoch nicht mit Yoga zu vergleichen. Die Übungen anspruchsvoller Yoga-Haltungen werden korrekt ausgeführt, mit reguliert und verlangsamter Atmung verbunden. Sinnvolles Üben macht da den Unterschied. Schnelle 15 Minuten Yoga üben reicht nicht aus, um dieses Niveau zu erreichen.

Eine klassische Übungsfolge würde 90 Minuten Asana Praxis incl. Tiefenentspannung fordern. Darauf folgend können 20 Minuten Pranayama auf eine zentrierte 20-minütiges Dhyana (Meditation) vorbereiten. Es ist heute aber nur wenigen gegönnt, solche Zeitfenster im Alltag zu finden.

Es wäre sinnvoll, wenn Krankenkassen mit Yoga-Veranstaltungen nicht über viele Jahre hinweg nur Imagepflege betrieben hätten. Anstelle dessen hätte es den Begriff Gesundheitskasse ein Stück legitimiert, wenn durch Kassen finanziert randomisierte Yoga-Studien auch die gesundheitliche Effizienz dieses Kulturerbes bestätigt hätten.